München: Wie kommt der Klimawandelgarten an?
Kaum größer als drei Wohnzimmer wirkt die Fläche der Freiluftausstellung vor dem Bayerischen Landwirtschaftsministerium an der Münchner Ludwigstraße, aber sie hat es in sich: An 14 Stationen werden teils einfache, teils technisch raffinierte Innovationen gezeigt, die Mensch und Natur das Leben im Klimawandel erleichtern.
Durch den freien, kostenlosen Zugang rund um die Uhr ist die Anzahl der Gäste unbekannt, wird aber bei 4-5 Besuchen in der Stunde auf 100.000 pro Sommerhalbjahr geschätzt. Gartenpflegerin und Gästeführerin Tanja Sixt kann sechs Monate nach Eröffnung der Innovationsschau von den 330 Teilnehmenden berichten, die sich zu Gruppenführungen anmeldeten:
- Woher kamen die Menschen geographisch? Der Großteil stammte aus München und Umgebung, es waren aber auch TouristInnen aus Berlin und dem Ruhrgebiet dabei – am weitesten gereist war wohl eine tunesische Delegation auf Regierungsbesuch.
- Kamen eher junge oder ältere? Alle Altersstufen sowie Projektgruppen von Gymnasien und Hochschulen.
- Einzelpersonen oder Organisationen? Überwiegend Einzelpersonen, aber auch Gartenbauvereine und nachhaltigkeitsorientiere Firmen meldeten sich an
- Was zog das Publikum am meisten an? Tanja Sixt:
- „Bei den Privatleuten, die Dreiviertel der Teilnehmenden stellten, waren die bunten Trockenblühstauden der Hit, auch weil dank Bienen und Schmetterlingen so viel los war. Und die Temperaturmessung unter dem Stadtbaum, die zeigte, dass ein grüner Schatten viel mehr bringt als Gebäudeschatten.
- Wer aus den Kommunen kam oder aus Unternehmen, interessierte sich mehr für die Kapillarkräfte-Bewässerung, den Wassernebel und die Versickerungsleistungen der verschiedenen Bodenbeläge.“
Der Klimawandelgarten mit seinen vielen technischen Anlagen, anschaulichen Erklärtafeln und pfiffig geschriebenen Flyern – Pflanzen werden eingeteilt in „Schluckspechte“, „Sonnenanbeter“ und „Hitzeprofis“ – hat auch im Winter durchgehend geöffnet – das Grün darf sich jeder dazudenken. Führungen gibt es wieder ab Mai, weil vorher einiges umgebaut wird. Die Schau dauert voraussichtlich bis Jahresende 2025.
Florian Demling von der LWG, der an gleicher Stelle 2021 schon die Ausstellung „Urban Gardening“ mitkonzepierte, zieht eine Zwischenbilanz als Veranstalter: „Anfangs dauerte es ein bisschen, bis sich der Klimawandelgarten herumgesprochen hatte, aber insgesamt sind wir zufrieden. Für die nächste Saison werden wir die Themen noch etwas greifbarer gestalten. Zum Beispiel kommt eine Telefonzelle in den Garten, die den Klimawandel hörbar macht. Allgemein stärken wir das Frage-Antwort-System. Die hängenden Nist- und Wasserstellen werden an drei Bäumen im Garten zusammengefasst, zum Mulchen sollen mehr Informationen gegeben werden, es ist eine Schnitzeljagd-App geplant für Entdeckungen auf dem Gelände. Und am Landwirtschaftsministerium könnte bald Hopfen hochwachsen.“
Annette Hartmann (Original Manuskriptversion, die gedruckte Version ist etwas kürzer und erschien in der Baumzeitung Ausgabe 6 Dez. 2023, S.7)
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