Baumkontrolle
Was moderne Berufsbilder rund um den Baum von traditionellen Land- und Forstwirten unterscheidet, ist das Ziel: Der eine ist am lebenden Baum interessiert und möchte ihn in seiner Leistungsfähigkeit möglichst lange erhalten, der andere ist am späteren Rohstoff Holz interessiert. Baumkontrolleure weisen ihre Professionalität nicht über erzeugte Festmeter oder die Zahl gepflanzter bzw. gefällter Bäume aus. Ihr Erfolgskriterium ist stattdessen ein sorgfältiger Ausschluss von Gefahren und ein vertretbares Kosten-Nutzen-Verhältnis bei der Bewahrung von Bäumen. Es gilt in jedem Einzelfall abzuwägen zwischen den verschiedenen Bedürfnissen der Menschen, einerseits nach Sicherheit, andererseits nach Gesundheit und Gestaltung des modernen Lebensumfeldes in Städten und Dörfern, entlang von Flüssen, Nutzflächen und Straßen.
Was kann eine Baumkontrolleurin (FLL)?
Es spricht für sich, dass heute die meisten öffentlichen Ausschreibungen für Baumkontrollen ein FLL-Zertifikat verlangen. Wer sich mit diesem Abschluss bei den Kommunen bewerben und unmittelbar Geld mit seinem Wissen verdienen kann, muß etwas von der Sache verstehen – immerhin übernimmt der Baumkontrolleur ja auch eine hohe Verantwortung für die Verkehrssicherheit.
Der typische Einstieg ist die Ausbildung in einem „grünen Beruf“ (z.B. Garten- und Landschaftsbauer, Landwirt, Förster). Dann folgt die Weiterbildung zum Baumkontrolleur. Um den 1-wöchigen Prüfungskurs antreten zu dürfen, müssen Bewerber mindestens ein Jahr Berufserfahrung ausschließlich am Baum mitbringen oder glaubhaft nachweisen, dass sie einschlägige Kenntnisse und praktische Erfahrungen sammeln konnten. Mein Praktikumsbetrieb war eine Baumschule.
In der schriftlichen Prüfung werden Grundlagen in Haftungsrecht, Baumbiologie und sicherheitsrelevante Schadsymptome verlangt. Diese sind in der anschließenden praktischen Prüfung am Baum anzuwenden. Dabei gilt Null-Fehler-Toleranz.
Ein FLL-zertifizierter Baumkontrolleur muß bei der Erfassung von Gehölzen 90 heimische Arten erkennen können und den Zustand des Baumes vom Boden aus per Sichtkontrolle bestimmen. Fördert diese erste Untersuchung („Regelkontrolle“) weiteren Analysebedarf in schwer einsehbaren Partien hervor oder geht es um die Einschätzung bereits eingetretener Schäden, kommen im Rahmen „eingehender Untersuchungen“ nachfolgend genannte Spezialisten zum Zuge: Bachelor of Science Arboristik, European Tree Technician und European Treeworker, Fachagarwirt Baumpflege und Baumsanierung sowie vereidigte/ geprüfte Sachverständige. Solche Profis führen Schnitte, Kronensicherungen und andere Maßnahmen direkt am Baum aus. Diese und nur diese jahrelangen, tiefgehenden Ausbildungen beinhalten die Qualifikation FLL-Baumkontrolleur automatisch.
Die Ernsthaftigkeit einer professionellen Tätigkeit als Baumkontrolleur zeigt sich u.a. am Abschluss einer Berufshaftpflichtversicherung, die sich aufgrund der hohen Risiken im Schadensfall auf einige Hundert Euro Jahresbeitrag beläuft. Gerne zeige ich meine Versicherungspolice. Aussagefähig für Auftraggeber sind außerdem nachgewiesene Fortbildungen des Baumkontrolleurs in einem Fachgebiet, was sich durch die Globalisierung (neue Pflanzenarten, neue Schädlinge) sowie durch die Klimakrise (neue Rahmenbedingungen) in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt hat. Da kommt es mir zugute, dass ich mich schon seit 2014 nachweislich konkret mit dem Baumschutz unter aktuellen Bedingungen auseinandersetze (vgl. Pressearchiv). Ich blicke auf fachlich wohlbegründete Erhaltungserfolge – gemeinsam mit Anliegern und anderen Unterstützern – zurück. Seit Jahren pflege ich eine umfangreiche Fachbibliothek und baue ein eigenes Baumfotoarchiv auf, vorwiegend von Motiven aus dem heimischen Landkreis Pfaffenhofen. Es wächst jährlich um ca. 6.000 Bilddokumente. Und stetig wächst meine Weiterbildungsliste.
Monat – Jahr | Titel Seminar / Kongress | Ort |
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11/ 23 | „16. Mühldorfer Baumtage“ (2 Tage Kongress, 1 Tag Workshop), Edgar Wenisch | Rohr i. NB |
10/ 23 | „Städtische Baumschule München“ (Exkursion) Deutsche Dendrologische Gesellschaft | München |
10/ 23 | „Bäume: die höchsten, größten und ältesten Lebewesen weltweit“, Dr. Matthias Jantsch | Pfaffenhofen |
08/ 23 | „Waldführung bei Sonnenaufgang“ – Exkursion, Regina Diepold | Gerolfing b. Ingolstadt |
06/ 23 | „KlimaFit“ Klimawandel vor der Haustür – was kann ich tun? (MultiplikatorInnenausbildung) | Pfaffenhofen / Ilm |
04/ 23 | „Deutsche Baumpflegetage“ (3 Tage Kongress plus Messe) | Augsburg |
03/ 23 | „55. Veitshöchheimer Landespflegetage“ (2 Tage Kongress plus Messe) | Veitshöchheim |
08/ 22 | „Floriade 2022“ – Growing Green Cities (Internationale Gartenbauausstellung) | Almere / Amsterdam |
08/ 22 | „Baumschutz auf Baustellen“ Jürgen Unger | Höxter |
05/ 22 | „Dem Wald auf der Spur“ – Exkursion, Dr. Matthias Jantsch | Scheyern bei Pfaffenhofen |
05/ 22 | „Deutsche Baumpflegetage“ (19 Vorträge, internat. Experten, 3 Tage Messe) | Augsburg |
11/ 21 | „Neue Bäume braucht das Land – Stadtbäume der Zukunft“ Prof. Susanne Böll – online | (Marktheidenfeld) |
11/ 21 | „Verkehrssicherungspflicht – der Tod vieler Bäume?“ Christopher Busch – online | (Marktheidenfeld) |
10/ 21 | „Die Kraft der Bäume und Hecken“ Rudi Beiser | Hohenwart |
09/ 21 | „Sonderveranstaltung Deutsche Baumpflegetage“ | Augsburg |
11/ 20 | „Bäume in der Stadt“ ANL-Kongress, online | (Laufen) |
06/ 20 | „Zertifizierter Baumkontrolleur nach FLL als Komplettmodul“ – Edgar Wenisch | Waldsassen |
05/ 20 | „Erkennen von Schadsymptomen und holzschädigenden Pilzen“ – Edgar Wenisch | Waldsassen |
01/ 20 | „Heilkraft der Bäume“, Roland André | Pfaffenhofen (Ilm) |
02/ 20 | Studientag „Mehr als Holz: Wie retten wir unsere Wälder?“ (Kongress) | Eichstätt |
11/ 19 | „Naturerbe Buchenwälder“ (Kongress, Exkursion) | Ebrach |
11/ 19 | „Bildungsprogramm Wald“, Florian Mergler u.a. | AELF Pfaffenhofen (Ilm) |
04/ 19 | „Bayerisches Baumforum“ (Kongress) | Weihenstephan |
02/ 19 | „Wirksamkeitsanalyse von Baumschutzverordnungen“ | Nürnberg |
10/ 18 | „Neue Chancen für alte Bäume“ | Bernried |
Was passiert bei einer Baumkontrolle?
Die Baumkontrolle ist ähnlich wie der TÜV: Zuerst gilt der prüfende Blick dem Allgemeinzustand. Danach arbeitet die Baumkontrolleurin mit Hintergrundwissen und gezieltem Blick die neuralgischen Punkte der Baumart in dieser Lebensphase ab. Zuletzt sondiert man individuelle Besonderheiten. Ähnlich wie beim Auto lassen sich frühere „Unfälle“ genau dieses einen Exemplars ablesen aber auch, anders als beim Kfz, ganz persönliche Reaktionen des Individuums Baum auf Herausforderungen des Lebens entdecken.
Dazu wird eine Metallstange vorsichtig in Löcher eingeführt, falls vorhanden, um deren Tiefe und Beschaffenheit zu erfassen.
Das systematische Abklopfen von Stamm und Ästen mit einem Spezialhammer dient dem Aufspüren von Hohlräumen. Abgestorbene Äste, Höhlen, andere Pflanzen am Baum – alles wird genau untersucht und protokolliert, damit sich bei der nächsten Kontrolle Veränderungen feststellen lassen.
Ergebnis einer Baumkontrolle
Die ganzen Untersuchungen dienen am Ende der Beantwortung der Frage: Wie geht es dem Baum? Wie länge hält er absehbar noch? Was braucht er jetzt, damit es ihm wieder bzw. weiterhin gut geht? Oder ist es an diesem Standort wirklich besser, der Baum kommt weg?
Zuguterletzt bekommt der frisch geprüfte Baum zwar keine TÜV-Plakette (die kleinen Nummern an manchen Bäumen sind nur ihr „Name“ im Baumkataster). Aber es entsteht ein Kontrollbericht mit Empfehlung der jeweiligen baumpflegerischen Maßnahmen und das Kontrollintervall, also wann die nächste TÜV-Prüfung ansteht. Bei privaten Baumbesitzern steht dies auf einem papierenen Kontrollbogen – der Nachweis gegenüber der Versicherung, dass man seiner Kontrollpflicht nachgekommen ist. Nur dann übernimmt sie einen Schaden. Bei Kommunen und Ämtern, die für sehr viele Bäume verantwortlich sind, lohnt sich Aufbau und Pflege eines digitalen Baumkatasters. Einträge werden direkt vor Ort mit einem mobilen Endgerät digital erfasst und zum Beispiel direkt an den städtischen Bauhof zur Umsetzung der Baumpflege weitergeleitet.