Worte UND Taten
Auch wenn ich mich selber immer vorzugsweise als „Baumschützerin“ und nach Abschluss meiner Ausbildung als „Baumkontrolleurin“ bezeichnete, nannte mich die Presse schon früh „Aktivistin“. Und der Begriff passt auch, denn ich beschritt von Anfang an Wege der direkten Mitbestimmung, um konkrete Mißstände zu benennen und zur Behebung beizutragen: Mit Briefen an Entscheidungsträger, Petitionen, öffentlichen Versammlungen, Organisation und Vertretung von Anliegern, Beschilderung von Objekten, Öffentlichkeitsarbeit mit Presseinfos und Leserbriefen. „Weltverbesserin?“ Ja klar, für mich kein Schimpfwort sondern ein offen bekanntes Lebensziel.
Im Gegensatz zu vielen Zeitgenossen, die nur anonym den Mund aufmachen und oft genug im destruktiven Kritisieren verharren, stehe ich offen und ehrlich (auch auf social media) mit meinem Namen für meine Ansichten ein, die ich stets logisch und baumfachlich fundiert begründen kann. Außerdem suche ich – schon biografisch bedingt nach 20 Jahre Beratung für lernende Organisationen – nicht nach Problemen und Schuldigen, sondern nach Lösungen.
Warum ich trotzdem von einigen Ämtern und Gremien nicht gern gesehen bin? Ich mische mich ein, was vor allem unerfahrene bzw. bürgerferne Verantwortliche als Gesichtsverlust empfinden. Ich bringe gewohnte Abläufe und Planungen durcheinander, koste Zeit und Nerven, kurz: bin ein Störfaktor in der Alltagsroutine. Dazu kommt noch der Neid, denn obwohl gerade bei Pressefotos die meisten Leute schnell zur Seite springen, weil sie nicht in der Zeitung abgebildet sein wollen, mißgönnt man mir gleichzeitig die Medienpräsenz und versucht, sie als Selbstinszenierung abzuwerten. In Wirklichkeit weiß jeder: Wann immer ich öffentlich in Erscheinung trete, gibt es dafür einen guten Grund.
Meine Sachlichkeit und der Respekt vor meinem Gegenüber bestimmt auch die Wahl meiner Mittel: Ich besetze kein fremdes Gelände, betrete es nicht einmal ohne Erlaubnis sondern untersuche fremde Bäume nur aus der Distanz, ich kette mich nicht an und baue auch keine Baumhäuser. Als ganz bewußt rechtskonforme Aktivistin bevorzuge ich statt aufsehenerregender Bilder die Verbreitung und Überzeugung mit Fakten. Extremismusvorwürfe erreichen mich nicht, weiß ich doch um die Kompromissbereitschaft in jedem meiner Lösungsentwürfe. Andererseits erlaubt der Zeitdruck bei der Bewältigung der Klimakrise kein hoffnungsvolles Abwarten mehr. „Hope dies – action begins“ (Greta Thunberg). Jeder Baum ist ein Klimaschutzkraftwerk: Je älter der Baum, desto leistungsfähiger. Daher JETZT mein starkes Engagement für den Baumerhalt.
Die große Unbekannte: Ökologische Gratisleistungen
Bei privaten wie auch bei kommunalen Baumbesitzern ist der monetäre Wert von Holz, die Gestaltung durch einzelne Bäume z.B. eine Dorflinde in der Ortsmitte sowie ein gewisser Erholungswert der grünen Dekoration bekannt. Ich möchte darüberhinaus über den eher unbekannten „Wohlfahrtswert“ aufklären, über die „Ökosystemleistungen“, die unsere unbezahlbare (!) Gesundheit verbessern. Ausgewachsene Bäume – ab 30 bis 50 Jahre – erbringen eine lange Liste von Gratisleistungen für die Allgemeinheit:
- Im Boden schaffen Bäume neuen Humus, d.h. sie bilden und beleben das Erdreich. Damit filtern sie das Wasser, binden es und gleichen Schwankungen aus. So entlasten Bäume bei Starkregen die Kanalisation und halten bei Trockenperioden noch lange die Feuchtigkeit in der Erde. Würde man mehr Bäume nach dem Schwammstadtprinzip pflanzen, hätten sie unterirdisch mehr Platz für ihre Wurzeln, die dann auch nicht mehr den Fahrbahnbelag heben und man könnte das Wassermanagement noch weiter verbessern.
- Zu recht werden Bäume als „grüne Lunge“ und biologische Klimageräte bezeichnet (mein Video) bezeichnet: Sie filtern neben anderen Schadstoffen bis zu einer Tonne Staub pro Jahr aus dem Äther und binden 20 Kilo CO² pro Tag. Zur Veranschaulichung: Ein Baum übernimmt die Abgase von 2,5 Einfamilienhäusern, in denen fürs Warmwasser die Heizung ja auch im Sommer läuft. Und die Krönung: Ein einziger erwachsener Baum deckt den Sauerstoff-Bedarf von 10-12 Menschen. Diese Leistung wird am teuersten, wollte man sie mit Maschinenkraft ersetzen, Kostenpunkt: € 500,- pro Baum pro Jahr.
- Was vor allem unseren aufgeheizten Siedlungen helfen würde: Bäume befeuchten die Luft, spenden Schatten inmitten der Hitzeinseln und mindern den Lärm. Und das gelingt nur, wenn der Stadtbaum auch wirklich im besiedelten Raum steht und dort wirken kann. Von Wäldern vor den Toren der Stadt profitieren deren Bewohner nur noch zu einem Viertel. Bestes Beispiel: In den zunehmenden Hitzeperioden braucht man den Schatten doch logischerweise zuhause im direkten Wohnumfeld und nicht nur beim Sonntagsausflug!
- Wo es keine Baumschutzverordnung oder Förderprogramme gibt, wird derzeit bei Neuerschließungen und Umbauten routinemäßig der komplette Baumbestand gerodet – sogar an Stellen, wo später wieder Bäume stehen sollen. Was für eine Verschwendung! Was für ein ökologischer und auch ökonomischer Verlust, denn ein hoher Baumanteil steigert den Immobilienwert und Bäume in Einkaufsstraßen steigern den Umsatz.
Meine Aktivitäten setzen deshalb auch nicht erst beim Erhalt des konkreten Baumes an, sondern ich werbe für eine Baumberatung bereits in der Phase der Bauleitplanung, damit uns JETZT mehr ältere, leistungsfähige Bäume erhalten bleiben. Und damit Nachpflanzungen eine mittel- und langfristige Perspektive erhalten und uns als wichtige Bestandteile der kommunalen Daseinsvorsorge auf denkbar schönste, angenehmste Weise dienen können.