Die Bayerische Staatsregierung schloss Ende 2021 den „Streuobstpakt“ mit dem Ziel, die Bestände zu erhalten, zu revitalisieren und auszubauen. Dies soll durch Fördergelder und viele Einzelmaßnahmen erreicht werden. Bis 2035 sind 670 Millionen Euro zu verteilen und es sollen eine Million neue Obstbäume in Bayern gepflanzt werden.
Streuobst zaubert wohlschmeckende, regionale und gesunde Produkte auf den Tisch. Die dahinterstehenden Bäume gehören zu den artenreichsten Lebensstätten Mitteleuropas und sie prägen in einigen Gegenden Deutschlands seit Jahrhunderten das Landschaftsbild. Und doch gehen alleine in Bayern jedes Jahr schätzungsweise 100.000 Streuobstbäume verloren, weil sie typischerweise am Ortsrand stehen und damit einem Neubaugebiet im Wege. Darauf wies Martin Degenbeck auf den diesjährigen Landespflegetagen der LWG in Veitshöchheim hin.
670 Millionen Fördergeld, eine Million neuer Bäume
Als Folge des Volksbegehrens Artenvielfalt „Rettet die Bienen“ im Jahr 2019 schloss die Bayerische Staatsregierung im Oktober 2021 den „Streuobstpakt“. Partner waren die jeweiligen Landesverbände der Bauern einschließlich der Biobauern, der Fruchtsaftindustrie, Gartenbau und Landespflege, Bund Naturschutz und Landesbund für Vogelschutz, der Landschaftspflege sowie der Bund deutscher Baumschulen.
Ziel des Streuobstpaktes ist die Erhaltung, Revitalisierung und der Ausbau der Streuobstbestände. Dies soll durch einen stattlichen Topf an Fördergeldern – stolze 670 Millionen Euro sind bis 2035 zu verteilen – und viele Einzelmaßnahmen erreicht werden. Eine Maßnahme davon ist die Pflanzung von einer Million neuer Obstbäume in Bayern bis 2035.
Privatleute, Vereine und Kommunen ins Boot geholt
Nur 10% der Streuobstbäume sind bisher in der Flächenförderung, 50% der hochstämmigen Obstbäume will man bis 2035 mit Fördergeldern erreichen. Wie entstand die große Lücke? Sie ergab sich unter anderem daraus, dass Privatpersonen, Obst- und Gartenbauvereine sowie Kommunen bis vor kurzem keine Förderung beantragen konnten. Entweder waren ihre Bestände zu jung und damit ökologisch noch nicht wertvoll genug oder sie hatten keinen Anspruch auf Landwirtschaftsförderung.
Für die genannten drei Gruppen wurde im Herbst 2022 das Programm „Streuobst für alle!“ aufgelegt. Bevor der Pflanzspaten oder die Astschere in die Hand genommen werden kann, sollte aber stets ein nachhaltiges Pflege- und Nutzungskonzept vorliegen. Degenbeck begründet dies so: „Es werden keine Obstbäume mit der Gießkanne verteilt. Niemand will ungepflegte Alibi-Bäume in der Flur sehen. Ohne Düngung, ohne Schnitt funktioniert Streuobstbau nicht.“
Aus Streuobst wie der fränkischen Zwetschge lässt sich eine hohe Produktvielfalt erzeugen und auch gut vermarkten, von Zwetschgen-Wurst bis zum Lebkuchen.
Streuobstmanager eingestellt
Um die Umsetzung des Streuobstpaktes in der Fläche zu begleiten, hat die Umweltverwaltung im letzten Jahr 26 Streuobstmanager für zunächst fünf Jahre eingestellt, davon 13 in den sieben bayerischen Bezirksregierungen und die anderen 13 in den Unteren Naturschutzbehörden der Landkreise mit Streuobst-Schwerpunkt, beispielsweise Würzburg, Rosenheim und Ansbach. Vor Ort sollen dann auch Großprojekte für Streuobst entstehen.
Annette Hartmann
Dieser Beitrag erschien zuerst im Newsletter und auf der Website der Baumzeitung, „Baumwissen kompakt“ am 28.03.2023. Foto nur hier: © Annette Hartmann