Baumkindergarten

Die meisten meiner Baum“babies“ sind mir sozusagen zugelaufen: Bis auf zwei Kastanien, die ich einfach aus Spaß im Herbst in unser Hochbeet steckte, stammen alle anderen Zöglinge entweder aus Evakuierungen vor einem Rasenmäher oder, ganz dramatisch, ich sammelte sie als letzte Spuren ihrer gefällten Elternbäume auf. Während ich im Februar 2021 ein frisches Rodungsgelände inspizierte, fielen mir viele, bereits unter einst großzügiger Baumkrone anwurzelnden Eicheln auf. Fast schienen sie sich festzukrallen an dem Ort, der von der Natur für sie bestimmt war. Da ich aber wußte, dass der Humus an dieser Stelle in Kürze abgeschoben werden würde, um einem Verkehrsausbau Platz zu machen, nahm ich von diesem Außentermin so viele wurzelnschlagende Eicheln ich auf einmal greifen konnte, mit nachhause. Ich gab jedem Baumkind seinen eigenen Pikiernapf und überwinterte sie genau wie die Ahornkeimlinge in Blumentöpfen. Täglich sehe ich nun im Frühjahr nach den quicklebendigen Setzlingen und studiere ihre Entwicklung – eine spannende Lernerfahrung, die ich jedem Bauminteressierten mit Balkon oder Garten nur empfehlen kann. Aus den Erfahrungen früherer Jahre weiß ich, dass nur ein Bruchteil diese Phase überlebt, aber das ist es mir wert.