Urbane Waldgärten – Vegetationsschichten

Urbane Waldgärten

Sie bestehen aus bis zu sieben Schichten und verschiedenen Zonen, erfüllen einen ganzen Strauß an Zielen und dann sollen sie auch noch langfristig, auf Jahrzehnte hinaus bestehen bleiben – die Rede ist von Urbanen Waldgärten.

Wie sich die ersten urbanen Waldgärten Deutschlands entwickeln und worauf bei der Anlage zu achten ist, stellte bei den diesjährigen Landespflegetagen in Veitshöchheim eine Agroforst-Spezialistin vor: Dr. Jennifer Schulz, Landschaftsplanerin und Leiterin des Verbundprojektes Urbane Waldgärten an der Universität Potsdam. Dieses Verbundprojekt wird im Bundesprogramm biologische Vielfalt mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert.

Essbares auf allen Ebenen

Der englische Begriff „food forest“ weist klar auf eines der Ziele von urbanen Waldgärten hin: Die Nahrungsmittelproduktion. Es besteht deshalb eine gewisse Ähnlichkeit mit dem „Naschgarten“, doch mit besserer Ausnutzung der Fläche in der Höhe. Mindestens drei Schichten, von der Baum- über die Strauch- bis hin zur Krautschicht, soll vorwiegend aus essbaren Pflanzen bestehen.

Welche Pflanzen gehören in einen Waldgarten?

„Zugunsten der Risikominimierung ist eine möglichst große Vielfalt von Arten und Sorten am besten“ empfiehlt Schulz. „Wir ergänzen alte Kultursorten und einheimische Wildobstarten mit Pflanzen aus ausgewählten Gebieten wie trockeneren Klimazonen, um für den Klimawandel gewappnet zu sein.“

In ihrer langen Pflanzliste mit 100 bis 200 Arten für den urbanen Waldgarten finden sich somit zwischen Äpfeln, Birnen und Himbeeren auch Aronia, Guter Heinrich (wilder Spinat), Scheinquitte, Kiwi, Kamschatkabeere, Goji, Maulbeeren und Yacoon – eine essbare Knolle aus der gleichen Familie wie Topinambur. Sommerlinde und Maulbeere sind rot markiert. Warum? „Die Blätter und Blüten der Linde und die Früchte der Maulbeeren haben sich in jüngster Zeit zu Gourmet-Zutaten für Salate entwickelt“, so die Waldgarten-Pionierin mit stolzem Lächeln.

Bodenaufbau – Kühlung – Wasserspeicher

Ein Faktor bei der Platzierung der Pflanzen ist außer ihren Lichtbedürfnissen auch deren Wurzelsystem, denn die späteren Nachbarn sollen sich auch in dieser Hinsicht ergänzen. Und damit zu den Böden. Gezielt eingestreute Leguminosen wie Ölweide und Erbsenstrauch bieten wertvollen Dünger, abgeschnittene und abgestorbene Pflanzenteile verbleiben als Mulch im Waldgarten. Mit der Zeit wächst so eine Humusschicht heran, die immer mehr Regenwasser speichert, während sich an aufwachsenden Büschen und Bäumen die Lauboberfläche vergrößert. Die Wurzeln und das ständig wachsende Blätterdach spenden der Stadt und ihren Menschen Kühlung und Schatten. Und es verstärkt ebenfalls die Funktion des Wasserspeichers, denn im Schatten des Waldes verdunstet das wertvolle Nass nicht so schnell vom Boden. „Waldgärten können durch ihre Funktion der Wasserregulation auch ein Baustein in der Schwammstadt-Strategie sein.“ Dr. Jennifer Schulz, Leiterin des Verbundprojektes Urbane Waldgärten.

Zur Abbildung: Bei einem Waldgarten geht es um den strukturierten Anbau von überwiegend essbaren Pflanzen auf mehreren Ebenen. © Universität Potsdam

Annette Hartmann

Dieser Beitrag erschien zuerst im Newsletter und Website der Baumzeitung, „Baumwissen kompakt“ am 28.03.2023.